Aufklärung als Prozess

Tagung

17. – 18. September 2016
Neubad Luzern

  • Prof. Dr. Boris Previšic
    Universität Luzern
  • Prof. em. Dr. Armin Wildermuth
    (HSG) von der Stiftung Lucerna in Kooperation
mit der Universität Luzern
  • Prof. Dr. Christine Abbt
    SNF-Förderungsprofessorin für Philosophie, Universität Luzern
  • Dr. Philipp Blom
    Schriftsteller, Historiker, Journalist, Wien
  • Prof. Dr. Wolfgang Braungart
    Literaturwissenschaftler, Universität Bielefeld
  • Prof. Dr. Bettina Gockel
    Kunsthistorikerin, Universität Zürich
  • Dr. Rudolf Meyer
    Rektor i.R. Gymnasium, Hofwil
  • Silvan Moosmüller
    MA Doktorand, Universität Luzern
  • Prof. Dr. Boris Previšić
    SNF-Förderungsprofessor für Literatur- und Kulturwissenschaften, Universität Luzern
  • Laure Spaltenstein
    PhD Doktorandin, Universität Luzern
  • Prof. Dr. Thomas Steinfeld
    Journalist und Kulturwissenschaftler, Universität Luzern
  • Prof. Dr. Wiep van Bunge
    Professor of the History of Philosophy, Universität Rotterdam
  • Prof. em. Dr. Armin Wildermuth
    Professor für Philosophie, Universität St. Gallen

Grundwerte der Aufklärung werden heute hochgehalten und unisono verteidigt, wenn
sie angegriffen werden: so auch im Januar 2015 bei den Anschlägen auf Charlie Hebdo, als
es um die Meinungs­freiheit ging. Zweierlei Problembereiche prägen die Grundsatz­debatte 
heute und sind neu zu überdenken: Erstens wird die Aufklärung historisch wie
 philo­sophisch oft noch als Einheit missverstanden. Dadurch wird sie auf fest­geschriebene 
Errungen­schaften reduziert, nämlich auf Grundsätze der Ameri­kanischen und Französi­schen
 Revolution – als Kulmination­spunkt der Epoche – und auf eine reine Rationali­sierung 
des Menschen- und Wissenschafts­bilds, das – aus dem Blickwinkel Horkheimer/
Adornos – in sein Gegenteil kippt. Zweitens wird die Aufklärung durch die doppelte 
Reduktion zur Anschauungs- und Meinungs­frage degradiert. Die auf der Aufklärung­
basierenden Grundwerte werden im plura­listischen Konzert wieder – erstarkender 
Religions- und Indivi­dua­lisie­rungs­konzepte kultura­listisch relativiert und zurück­gestutzt 
auf eine Weltsicht unter vielen, welche entweder in komplemen­tärer Konkurrenz 
zueinander stehen oder sogar zum beitragen. Damit wird zwar 
der Virulenz der Aufklärung heute weiterhin Beachtung geschenkt, doch ihrem viel­stimmigen
 universa­listischen und gerade nicht verein­heitli­chenden Anspruch in keinerlei
 Weise Rechnung getragen.